|
Bilder, Ereignisse und Dokumente aus den zurückliegenden Jahren des Vereinsgeschehens
Jahreshauptversammlung 2009
„Für die Exkursion zur Terra mineralis nach Freiberg am 12. Juni sind noch
Plätze frei“, erklärte Geschäftsführer Rayk Bauer den 66
anwesenden Mitgliedern auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung am 17.
April 2009 im Bürgerhaus Hohenmölsen. „Wer Interesse am Mitfahren hat und
sich noch bei mir meldet, hat gute Chancen, dabei zu sein.“
Der mit dieser Information gespickte Geschäftsbericht, der Kassen-
und Kassenprüfbericht sowie die Wiederwahl der Vorstandsmitglieder Rayk
Bauer, Bettina Schulz und Katja Kunath in die Funktionen
Geschäftsführer, Schatzmeisterin und Medienbeauftragte waren umrankt von
Ehrungen in zweierlei Form: Einer andächtigen für die verstorbenen Kameraden
Erhard Mosch, Randolf Kahle und Winfried Gentsch und
einer freudvollen für die über 35-jährige Bergbauzugehörigkeit der
Kameraden Regina Meßinger, Gerhardt Jahr und Eckard Zehne.
Ein Herzlicher Dank geht dieses Mal an Kamerad Dr. Stephan Uhlemann,
Abteilungsdirektor Technische Dienste der MIBRAG mbH, der nach der Ehrung der
Häckelträger aktuelle Entwicklungen, Projekte und den Stand der
Arbeitssicherheit bei der MIBRAG mbH präsentierte.
Text: Katja Kunath; Foto: Andreas Struzina (Häckelehrung
für über 35-jährige Bergbauzugehörigkeit: Rayk Bauer, Gerhardt Jahr,
Regina Meßinger, Eckard Zehne (v. l.) )
Seitenanfang
Wahre Schätze in Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburg-Vorpommern, 13. bis 15. August 2009: Sommer. Sonne. Urlaubszeit.
Und wir, die 22-köpfige RDB-Exkursionsgruppe aus Mitteldeutschland,
mittendrin: Auf der Suche nach Spuren des Bergbaus in eben diesem Bundesland.
Ihren
Anfang nahm die Exkursion im ehemaligen Kernkraftwerk Greifswald, das
seit den 70er Jahren bis 1990 Strom aus vier Blöcken lieferte, nun
stillgelegt ist und noch bis etwa 2012 durch rund 820 Mitarbeiter des
staatlichen Unternehmens Energiewerke Nord GmbH abgebaut wird. Gemeinsam mit
den Herren Hetzel und Willmer
besichtigten wir den Block 6 des Kraftwerkes, der 1989 kurz vor seiner
Fertigstellung war, aber nicht mehr in Betrieb gegangen ist. Von riesiger
Dimension ist das für alle Blöcke 1 bis 8 gebaute Maschinenhaus, in dem
heute, nach der Beräumung, mehrere Fremdfirmen tätig sind. Das
eindrucksvolle Kernstück des Besuchs bildete jedoch die Besichtigung des
thermischen Druckwasserreaktors vom Typ WWER-440/W-213.
Weiter ging es zum Bergamt Stralsund, in dem Bergamtsleiter Herr
Froben einen Überblick über die bergbauliche Tätigkeit in
Mecklenburg-Vorpommern gab. Demnach befasst sich die 1990 gegründete und
derzeit18 Mitarbeiter zählende, obere Landesbehörde mit Bergbau auf
Kohlenwasserstoffe sowie Steine und Erden, mit Sole und Erdwärme, mit der
Errichtung sowie dem Betrieb von Untergrundspeichern und ist außerdem für
die Durchführung von Planfeststellungsverfahren für Gashochdruckleitungen
zuständig.
Kreide
- das war der Stichpunkt für den zweiten Exkursionstag. Der vor etwa 70
Millionen Jahren sedimentierte, schwach verfestigte Kalkstein wird zur
Rauchgasentschwefelung in Kraftwerken genutzt und ist außerdem Ausgangsmaterial für Düngekalk,
Heilkreide, keramische Produkte und vieles mehr. Auch für Tafelschreibkreide?
Fehlanzeige. Dass wir dem Lehrer früher nicht Kreide (CaCO3) zum
Schreiben holten sondern Gips (CaSO4), erfuhren wir am zweiten
Reisetag bei Herrn Knoth in der Kreidewerk Rügen GmbH bei
Klementelwitz. Im Tagebau Promoisel wird die Kreide, aus der jährlich rund
220 000 Tonnen Grobkreide, 130 000 Tonnen Düngekalk und 80 000 Tonnen
Feinkreide produziert werden, mit Hydraulikbaggern und Bandanlagen gefördert.
Wir befuhren den aktiven Tagebau Promoisel sowie den alten und derzeit in
Flutung befindlichen Tagebau Wittenfelde. Ein Film, der die knochenharte
Arbeit des Kreideabbaus in früheren Zeiten zeigte, bildete die perfekte Überleitung
zum Besuch des Kreidemuseums Gummanz.
In Begleitung von Herrn Kutscher, Mitglied des Vereins der Freunde
und Förderer des Nationalparkes Jasmund e. V., durchwanderten wir das Museum,
das Fragen rund um die Kreide beantwortet, sowie das dazugehörige
Freilichtgelände. Wir bestiegen den „Kleinen Königsstuhl“ und genossen
die Aussicht über den alten Kreidetagebau Gummanz und die Halbinsel Jasmund
bevor es dann weiter zu den Störtebeker Festspielen auf der Naturschaubühne
Ralswiek ging.
Dem heißen Tipp eines MIBRAG-Kollegen folgend gruben wir am dritten und
letzten Reisetag einen weiteren Schatz aus: das Erdölmuseum Reinkenhagen.
Dort, am Standort der ersten in Mecklenburg-Vorpommern fündig gewordenen Erdölbohrung
E Reinkenhagen 2/2a/60 begrüßten uns die Herren Landes und Schwahn.
Die beiden ehemaligen Mitarbeiter des VEB Erdöl und Ergas Grimmen führten
die Gruppe in eindrucksvoller Weise durch das 1994 vom Förderverein Erdöl
und Heimat e. V. gegründete Museum, das die Entstehung von Erdöl, dessen
geophysikalische Erkundung, die Erdölsuche und -förderung, die geologische
und spülungstechnische Betreuung, historische und moderne Bohrtechnik, den
Arbeitsschutz, Offshore-Tätigkeit sowie Untertagemesstechnik dokumentiert.
Mecklenburg-Vorpommern, 13. bis 15. August 2009: Sommer. Sonne.
Urlaubszeit. Bergbau.
Text: Katja Kunath, Fotos: Rayk Bauer
Seitenanfang
Gespräche, Musik und Fortu na
beim Sommerfest 2009
Wer Lust hatte auf ein Treffen mit alten und neuen Bekannten in
historischem Gelände, auf etwas Musik und gute Laune, der kam am 11. Juli
2009 in die Brikettfabrik Herrmannschacht nach Zeitz.
Für alles war zum traditionellen Sommerfest des Bezirksvereins
Mitteldeutsche Braunkohle gesorgt: Für ein (Zelt-)Dach über dem Kopf,
abwechslungsreiche, musikalische Unterhaltung durch das Collegium Brass aus
Hermsdorf/ Thüringen, Tombolapreise, gestiftet von unseren Partnerunternehmen
MIBRAG, MUEG, MBEG, Romonta, GLG und GALA sowie ein Fass Freibier von der
Romonta. Zur Stelle waren auch Petrus, der die Regenwolken weiter schickte,
die Crew des Herrmannschachtes, die für das leibliche Wohl der etwa 150 Gäste
sorgte, und nicht zuletzt auch Fortuna, die kräftig mitmischte, als es darum
ging, Designersteakteller, Koffer, Fachbücher und vieles mehr, an die
Losfreudigen zu verteilen.
Die bei der Tombola zusammengekommenen 1000 Euro spendet der Verein dem
Mitteldeutschen Umwelt- und Technikpark e.V. (MUT e.V.). Allen, die zum
Gelingen des Festes beigetragen Haben, sei an dieser Stelle ganz herzlich
gedankt.
Text: Katja Kunath;
Foto: Andreas Struzina
Seitenanfang
Betriebserfahrungsaustausch beim BV TU Bergakademie Freiberg
Am Freitag, den 12.06.2009, stand wieder einmal der traditionelle Besuch bei
den Kameraden der ältesten montanistischen Hochschule der Welt auf dem
Arbeitsplan, an dem 25 Kameradinnen und Kameraden teilnahmen. Schwerpunkt des
diesjährigen Treffens bildete die im Oktober vergangenen Jahres im
renovierten Freiberger Schloss Freudenstein eröffnete Ausstellung terra
mineralia mit über 3.500 Mineralen, Edelsteinen und Meteoriten aus 5
Kontinenten. Im Rahmen einer eindrucksvollen fachlichen Führung durch den
Geologen Bernd Freiberg wurden die Schwerpunkte der in 6 Jahrzehnten
zusammen getragenen Fundstücke der „Pohl-Ströher Mineralienstiftung“
vorgestellt, welche Frau Dr. Erika Pohl (Schweiz) im Jahr 2004 der TU
Bergakademie Freiberg als Dauerleihgabe überließ. Diese Sammlung gilt als
eine der bedeutendsten und wertvollsten privaten Mineraliensammlungen der
Welt.
Ein Besuch des Freiberger Domes mit Besichtigung der berühmten, um 1230
als Rundbogen-Sandsteinportal geschaffenen Goldenen Pforte, der Tulpen- und
Bergmannskanzel sowie der 1710 bis 1714 erbauten Silbermannorgel schloss sich
an, ehe bei einem gemütlichen Beisammensein im „Schwanenschlösschen“ auf
dem Kreuzteich der Tag ausklang.
An dieser Stelle gilt der herzliche Dank Kam. Dr. Herbert Wiesner,
der die Begleitung vor Ort übernahm. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in
Mitteldeutschland.
Text: Rayk Bauer Foto: Katja Kunath (In der Innenstadt)
Seitenanfang
Betriebserfahrungsaustausch beim BV Westerzgebirge
Nachdem wir in den Vorjahren bereits Ronneburg und Königstein besucht
hatten, schloss sich mit dem Betriebserfahrungsaustausch beim BV
Westerzgebirge im Bereich der Niederlassung Aue der Wismut GmbH am 05.06.2009,
an dem 1 Kameradin und 23 Kameraden teilnahmen, der Kreis der Exkursionen in
die Sanierungsgebiete des Uranerzbergbaus der ehemaligen Sowjetisch-Deutschen
Aktiengesellschaft Wismut.
Am Standort Schacht 371 in Hartenstein, dem ehemals tiefsten Schacht
Europas, wurden wir von Kamerad Dietmar Rosmej herzlich willkommen
geheißen. In seinem Einführungsvortrag stellte uns Niederlassungsleiter Steffen
Schmidt, RDB-Mitglied, die Lagerstätte Schlema-Alberoda, angelehnt an die
Störungszone des Roten Kammes, sowie die bergbauliche Entwicklung seit dem
Ende des Zweiten Weltkrieges, die aufs engste mit der vollständigen Zerstörung
des ehemaligen weltstärksten Radiumbades Oberschlema sowie fast des gesamten
Ortes Schlema verbunden war, vor. Die Intensität des Bergbaus lässt sich zum
Teil erahnen, wenn man weiß, dass auf einer Fläche von ca. 42
Quadratkilometern allein 54 Tagesschächte geteuft wurden. Bis 1990 förderte
die SDAG Wismut fast 80.000 Tonnen reines Uran aus diesem Lagerstättenbezirk.
1990 trat die Wismut GmbH als 100 %-ige Gesellschaft des Bundes nach der
vertraglichen Sanierungsfreistellung der ehemaligen Sowjetunion das Erbe und
die Verpflichtung zur Sanierung an. In eindrucksvollen Bildern stellte Kamerad
Schmidt die Ausgangslage und das bis heute Erreichte, nachdem rund 80
Prozent der finanziellen Mittel „verbaut“ wurden, vor. Man kann dazu nur
sagen: Was hier geleistet wurde, verdient Hochachtung. Als herausragendes
Beispiel sei der wieder entstandene Kurpark von Schlema. Seit Oktober 2004 ist
Schlema wieder anerkanntes Radonheilbad. 2005 wurde dem Kurort Schlema als
erstem nach 1990 der Titel "Bad" verliehen.
Im Anschluss besuchten wir unter Führung des Geologen, Herrn Hiller,
die Große Lagerstättensammlung der Wismut, die einen eindrucksvollen
Querschnitt der in den ehemaligen Fördergebieten vorkommenden Mineralien
bietet. Zum Mittag ging es dann in den „Bruchschuppen“ des Klubhauses
„Aktivist“ in Schlema.
Ehe wir frisch gestärkt die Befahrung des Besucherbergwerkes „Markus
Semmler Schacht 15IIB in Angriff nahmen, unternahmen wir noch eine
Begehung es neuen Kurparks im ehemaligen Deformationsgebiet. In der Grube
selbst erhielten wir im Niveau des historischen Markus-Semmler-Stollens, der
noch heute und auch zukünftig die maximale Einstaugrenze des gefluteten
Grubengebäudes bildet (die austretenden Wässer werden vor Abgabe in die
Vorflut in einer Grubenwasserreinigungsanlage aufbereitet), einen Einblick in
die harte Arbeitswelt des Wismut-Erzbergmannes. Für die ehemals erhaltenen
Vergünstigungen war ein hoher Preis zu entrichten, Punkt. Der Grubenfahrt mit
obligatorischem Grubenschnaps schloss sich eine Befahrung von
Sanierungsschwerpunkten an.
Den kulturellen Abschluss bildete der Besuch der Bergmannskirche St.
Wolfgang in Schneeberg, die in den letzten Kriegstagen durch
anglo-amerikanische Bombenangriffe zerstört und während der DDR-Zeit wieder
aufgebaut wurde, ehe sie 1996 wieder geweiht werden konnte. Das Klangvermögen
der 56-registrigen, modernsten Orgel in Sachsen wurde uns durch den Kantor
eindrucksvoll zu Gehör gebracht. Bei einem gemeinsamen Abendessen in
Schneeberg wurde der Befahrungstag ausgewertet. An dieser Stelle sei nochmals
den Kameraden Schmidt und Rosmej sowie ihren Mannen, die zum
Gelingen des Erfahrungsaustausches beitrugen herzlich gedankt. Wir freuen uns
auf ein Wiedersehen in Mitteldeutschland.
Text: Rayk Bauer; Foto: Rayk Bauer (Vor dem
Besucherbergwerk)
Seitenanfang
Betriebserfahrungsaustausch beim BV Nordbayern
Die erste mehrtägige Tour führte 17 Kameraden vom 14. bis 16.05.2009 nach
Nordbayern. Hier hatten Kam. Frank Becker und seine Mitstreiter ein
umfangreiches und hochinteressantes Programm vorbereitet. Schwerpunkte
bildeten der ehemalige Braunkohlenbergbau der Bayerischen Braunkohlen
Industrie AG (BBI) im Raum Wackersdorf, die ehemalige Oberpfälzer
Flussspatgewinnung sowie die Gewinnung und Aufbereitung von Kaolin und Ton
bzw. die Schamotteherstellung.
Empfangen wurden wir im Heimat- und Braunkohlenmuseum Steinberg im
„Oberpfälzer Seenland“, in dem wir einen ersten Überblick über die
Region und die in ihr verwurzelte BBI erhielten. Den meisten Kameraden unseres
BV war bis dato nicht bekannt, dass die BBI Anfang bis Mitte der 1970er Jahre
mit einer Jahresförderung von 7 bis 8 Millionen Tonnen der zweitgrößte
Braunkohlenförderer der alten Bundesrepublik sowie federführend in der
„Deutschen Tagebautechnik“ war. Nach dem Bekanntwerden der ersten Funde um
1800 und wechselnden Abbauerfolgen im Tiefbau erfolgte 1906 die Gründung der
BBI. Vorratsbasis bildeten ca. 18 bis 20 Millionen Jahre alte Braunkohlen (Ober-Miozän)
in häufigen Wechsellagerungen von Kohle, Ton und Sand in verzweigten Seitentälern
der Ur-Naab. Die Flöze erreichten in der Regel Mächtigkeiten von 15 bis 20
Meter, im Maximum von 40 Meter. Die Abbauteufen betrugen in der Regel 50 bis
60 Meter, im Maximum 70 bis 75 Meter. Wichtigster Abnehmer war über lange
Jahre das Kraftwerk Schwandorf. 1982 erfolgte im Ergebnis der Erschöpfung der
Vorräte die Auflösung der BBI. Insgesamt wurden 36 Tagebaue betrieben, die
Gesamtförderung belief sich auf 180 Millionen Tonnen Kohle. Daraus wurden 88
Milliarden Kilowattstunden Elektroenergie erzeugt. Im Ergebnis der
Wiedernutzbarmachung entstanden neben land- und forstwirtschaftlichen Flächen
6 Seen mit insgesamt ca. 650 Hektar Wasserfläche.
Im Anschluss ging die Tour weiter zur Rohstoffgesellschaft mbH Ponholz in
Maxhütte-Haidhof, wo wir von Frau und Herrn Krawczyk empfangen
wurden. Seit 1942 wird am Standort ein hochwertiges Blautonvorkommen gewonnen,
welches die Grundlage zur Herstellung feuerfester Stück- bzw. Hartschamotte
sowie Leichtschamotte bildet. Die jährliche Förderung beläuft sich auf ca.
800.000 Tonnen Ton, aus dem ca. 250.000 Tonnen Produkte erzeugt werden, die zu
50 bis 60 Prozent exportiert werden. Damit ist das Unternehmen der größte
Hersteller von hochtemperaturstabiler Leichtschamotte weltweit und der zweitgrößte
Produzent von Stückschamotte in Europa. Zur Herstellung hochwertigster
Produkte verfügt das Unternehmen seit Beginn der 1980er Jahre über die
weltweit erste Anlage zur Doppelschichtsinterung (DSS-Anlage). Zur Anwendung
kommen die Produkte in der Feuerfest-, Gießerei-, Umwelt- und Filtertechnik
sowie zur Gasreinigung. Eine technisch aufwendige Mahl- und Mischanlage ermöglicht
auf ganz spezifische Kundenwünsche hinsichtlich des Körnungsbandes
einzugehen. In der Lagerstätte steht noch ein Vorrat von ca. 20 Millionen
Tonnen an. Interessant war für uns Braunköhler die Tatsache, dass in dem in
Förderung befindlichen Tagebau Rohrhof die Verhältnisse „umgekehrt“
waren. Hier wird ein über dem Blauton lagerndes Braunkohlenflöz, welches
teilweise durch ehemaligen Tiefbau schon in Abbau genommen wurde, zur
Freilegung des Tons mitgewonnen und energetisch in der DSS-Anlage eingesetzt.
Letzte Station des ersten Tages bildete das Oberpfälzer
Flussspat-Besucherbergwerk Reichhart-Schacht in Stulln. Hier wurden wir vom
Grubenbsitzer Konrad Reichhart sowie Kam. Linus Kestel herzlich
begrüßt. Der Reichhart-Schacht ist der einzige für Besucher begehbare
Schacht, der an den Flussspat-Bergbau des Nabburger und Stullner Reviers
erinnert. Im Bergbaumuseum erhielten wir einen ersten Überblick über das
Revier und den Reichhart-Schacht, ehe es in die Grube ging. Für uns wiederum
bemerkenswert war die Tatsache, dass bis vor wenigen Jahrzehnten allein aus
der Oberpfalz die Hälfte der (alt-)bundesdeutschen Flussspatförderung
stammte. Beginnend im Jahr des Aufschlusses 1890 blieb die Grube immer in
Familienbesitz. 1987 schloss mit der Grube „Hermine“ der letzte
Flussspatschacht des Nabburg-Wölsendorf-Stullner Reviers. Damit einher ging
die Einstellung der Grubenwasserhaltung. Der Initiative des jetzigen Besitzers
ist es zu danken, dass die Wasserhaltung wieder aufgenommen und nach sechsjähriger
Bauzeit 1996 das Besucherbergwerk den Führungsbetrieb aufnehmen konnte.
Aufgeschlossen ist ein bis mehrere Meter mächtiger Gang, der teilweise über
20 Meter im Einfallen offen stand, die Stöße nur sporadisch gestützt durch
einzelne Pfeiler. Die symmetrische Abfolge des Ganges ließ das Herz des
geologisch Interessierten höher schlagen. Ein bergmännischer Abend im zugehörigen
„Steigerhäusl“ mit einer phantastischen Präsentation zur Geologie und
Mineralogie der Oberpfalz und Nordbayerns rundete den ersten Tag ab.
Am Morgen des zweiten Besuchstages unternahmen wir einen kurzen Abstecher
zu den Relikten der ehemaligen Flussspatgrube „Erna“ (hölzernes
Schachtgebäude, Aufbereitung), ehe wir in Hirschau die Firma „Gebrüder Dörfner“
erreichten. Hier wurden wir von Herrn Drescher herzlich willkommen
geheißen. „Gebrüder Dörfner“ baut benachbart zu den Amberger
Kaolinwerken auf der gleichen Lagerstätte Kaolin ab. Die Lagerstätte aus dem
mittleren Buntsandstein ist zwischen 20 und 50 Meter mächtig. Sie weist in
Schnaittenbach einen maximalen Kaolingehalt von 25 Prozent bzw. einen
mittleren Gehalt von 15 Prozent auf. Im Hirschauer Bereich liegt der mittlere
Kaolingehalt bei 10 bis 12 Prozent. Hauptminerale sind Quarz, Feldspat und natürlich
Kaolin. Im Gegensatz zu den aus der Braunkohle gewohnten hydrologischen Verhältnissen
ist trotz 3 vorhandenen Grundwasserleitern die Grundwasserbeeinflussung
relativ eng begrenzt. Die Wasserhaltung kann sich auf die Oberflächenentwässerung
beschränken, der Betrieb von Filterbrunnen ist nicht erforderlich. Die
Lagerstättenvorräte der Firma Dorfner reichen noch über 30 Jahre. Über 300
verschiedene Produkte, darunter aus einer gerade eingeweihten neuen
Kalzinierungsanlage für Kaolin, finden in den Bereichen Papier, Glas,
Keramik, Dispersionsfarben, sowie Bau-, Kleb- und Verbundwerkstoffe Anwendung.
Eine Attraktion besonderer Art stellt der „Monte Kaolino“ dar, eine rund
115 m hohe Halde, auf der ca. 30 Millionen Tonnen Quarz- bzw. nicht verkäuflicher
Sand (ca. 90 Prozent Korngrößenanteil zwischen 1 und 5 mm) lagern. Ein Lift
bringt die Enthusiasten zur Bergspitze, die dann eine 200 Meter lange
Sommerski- bzw. Sandboard-Abfahrt vor sich haben. Für letztere finden hier
die jährlichen Weltmeisterschaften statt. Nach einem stärkenden Imbiss ging
es zurück nach Steinberg. Hier erwartete uns bereits Kam. Martin Roth,
Mitarbeiter des Bergamtes Nordbayern und RDB-Mitglied. Unter seiner fachlichen
Führung unternahmen wir eine ausgedehnte Fahrt durch das ehemalige Abbaugelände
der BBI um Wackersdorf und Steinberg. Wackersdorf ... da war doch etwas?
Richtig, die ehemalige Firmenzentrale der BBI, ein Bau, dem man seine einstige
Pracht noch heute ansieht, aber vor allem der ehemals geplante Standort der
deutschen Wiederaufbereitungsanlage für abgebrannte Kernbrennstäbe, um den
es in den 1980er Jahren heftige politische Kämpfe gegeben hat. Heute befindet
sich hier ein moderner Industrie- und Gewerbepark, auf dem sich namhafte
Firmen niedergelassen haben.
Weiter ging die Fahrt durch das Seengebiet, dem man seinen Ursprung bei
Unkenntnis seiner Entstehungsgeschichte heute, reichlich 25 Jahre nach
Einstellung der Braunkohlenförderung, nicht mehr ansieht. Ähnliches entsteht
derzeit in den Revieren Mitteldeutschlands und der Lausitz. Bei einem gemütlichen
Kameradschaftsabend in unserem Hotel „Aschenbrenner“ in Paulsdorf klang
der zweite Tag aus.
Der letzte Tag war der Kultur vorbehalten. Bei herrlichem Wetter besuchten
wir die Ruhmes- und Ehrenhalle „Walhalla“ in Donaustauf bei Regensburg.
Ihr Bau geht zurück auf die Napoleonischen Eroberungen. Im Jahr 1807 entwarf
Kronprinz Ludwig von Bayern nach der Niederwerfung Preußens durch Frankreich
den Plan eines Ehrentempels des Vaterlandes für die „rühmlich
ausgezeichneten Teutschen“. Seit 1842 werden hier bedeutende Deutsche sowie
mit der Geschichte Deutschlands eng verbundene Persönlichkeiten mit Marmorbüsten
und Gedenktafeln geehrt. Das jüngste Ensemble ehrt seit 2003, vertreten durch
Sophie Scholl, Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, das Gedenken
an alle, die gegen Unrecht, Gewalt und Terror des „Dritten Reiches“
Widerstand leisteten. Weiter ging die Tour an der Donau entlang über Kelheim
zum „Kloster Weltenburg“, wo wir uns bei einem kräftigen Schluck
Klostertrunk stärkten. Zum Erlebnis wurde die Schiffsfahrt durch den
Donaudurchbruch zurück nach Kelheim, dem Ort des Zusammenflusses von Altmühl
und Donau, von wo aus wir zur letzten Station, der Befreiungshalle starteten.
Wie die „Walhalla“ steht auch diese in enger Beziehung zu den
Napoleonischen Kriegen, in diesem Fall jedoch zu den Befreiungskriegen 1813
bis 1815. Nach einem Rundgang auf dem Aussichtsrondell außerhalb der Kuppel
verabschiedeten wir uns von unseren Gastgebern in Richtung Heimat. Kam.
Frank Becker und seinen Mannen sei an dieser Stelle nochmals ganz herzlich
für die Organisation eines Erfahrungsaustausches gedankt, dessen Erlebnisse
und Erkenntnisse allen Teilnehmern mit Sicherheit noch lange in Erinnerung
bleiben werden. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in Mitteldeutschland.
Text: Rayk Bauer; Foto: Rayk Bauer (Vor der ehemaligen
Verwaltung der BBI in Wackersdorf)
Seitenanfang
Befahrung der Reststoffverwertungsanlage Peres der MUEG mbH
Was geschieht eigentlich mit den Reststoffen des modernen
Kraftwerksprozesses auf Braunkohlenbasis? Zur Klärung dieser Frage besuchten
am Freitag, den 24.04.2009, 23 Kameraden die Reststoffverwertungsanlage (RVA)
Peres der Mitteldeutschen Umwelt- und Entsorgung GmbH (MUEG), einer
Beteiligungsgesellschaft der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG).
Die MUEG bereitet am Rand des Abbaufeldes Peres des Tagebaus Vereinigtes
Schleenhain der MIBRAG in deren Auftrag die Trocken- und Nassasche des
Kraftwerkes Lippendorf (einziger Abnehmer der Schleenhainer Kohle im Umfang
von ca. 10 bis 11 Millionen Tonnen pro Jahr) unter Nutzung des Restwassers der
Rauchgasentschwefelungsanlage (Rea-Wasser) so auf, dass diese in der Hohlform
Peres als Stützkörper an eine setzungsfließempfindliche Absetzerkippe
eingebaut werden kann.
In seinem Einführungsvortrag stellte Dr. Peter Jolas, Leiter
Geologie/Hydrologie der MIBRAG und RDB-Mitglied die rechtlichen
Rahmenbedingungen und verfahrenstechnischen Abläufe vor, unter denen der
mehrstufige Reststoffeinbau erfolgt. Da der Aschekörper im Endstadium vollständig
durch die Wasseroberfläche des künftigen Pereser Sees überdeckt wird, sind
an die Einbautechnologie strenge Qualitätsmaßstäbe anzulegen, um eine zukünftige
Elution von Schadstoffen zu verhindern. Im zweiten Teil seines Vortrages
stellte Dr. Jolas das Projekt „Naturschutz auf Zeit“ vor, welches
gemeinsam mit der Naturfördergesellschaft Ökologische Station
Borna-Birkenhain e.V. realisiert wird. Im gemeinsamen Wissen und in
Anerkenntnis der Tatsache, dass das Abbaufeld Peres in den nächsten Jahren
bergbaulich in Anspruch genommen wird, wurden auf dem Tagebauliegenden
Voraussetzungen für eine natürliche Sukzession sowie für die Ansiedlung
seltener Tier- und Pflanzenarten geschaffen, die auch in Fachkreisen bzw. bei
geführten Befahrungen Anerkennung finden.
Im zweiten Vortrag ging Tobias Werle, Bereichsleiter Verwertung
Kraftwerksreststoffe der MUEG und RDB-Mitglied, auf die technischen Prozesse
im Detail ein. An Zahlen sei nur soviel gesagt: Pro Jahr entstehen bei der
Verstromung von ca. 10 Millionen Tonnen Rohbraunkohle in Lippendorf ca.
420.000 Tonnen Elektrofilterasche und bzw. 105.000 Tonnen Nassasche (Transport
zur RVA über Pipe-Conveyor), 130.000 Tonnen Rea-Wasser sowie 800.000 Tonnen
Rea-Gips. Letzterer wird zum großen Teil durch Vattenfall direkt vermarktet.
Die restliche Menge wird ebenfalls über Pipe-Conveyor zur RVA und von dort
aus zum Gipszwischenlager auf der Innenkippe Peres transportiert.
In der anschließenden Befahrung unter Führung von Frau Krebel, Kam.
Werle, Herrn Freyer sowie Kam. Dr. Jolas (MIBRAG) konnten
alle in der Theorie erläuterten Prozesse in der Anlage selbst sowie an den
Vorbereitungs- und Einbauorten ausführlich diskutiert werden. Allen
Beteiligten sei an dieser Stelle nochmals ein herzlicher Dank für eine
gelungene Veranstaltung gesagt.
Rayk Bauer
Seitenanfang
|